Mit Herz, Hand und Kopf bei der Sache – so funktioniert Demenzpflege bei der Spitex Knonaueramt

Eine gekürzte Version dieses Artikels erschien beim Affolter Anzeiger am 3.6.25, S. 6.

Mit Fachwissen, Feingefühl und viel Beständigkeit begleiten sie Menschen mit Demenz und ihre Nächsten durch den Alltag: Das Dementia Care-Team gibt es bald in allen Einzugsgebieten der Spitex Knonaueramt.

Dieses Bild hat ein leeres Alt-Attribut. Der Dateiname ist U3C4144.jpg
Respekt, Vertrauen, Kontinuität und Humor sind wichtige Faktoren in der Demenzpflege. Symbolbild

«Ich lache viel auf meinen Einsätzen, Menschen mit Demenz sind oft sehr humorvoll und Humor ist ein wunderbarer Türöffner», sagt Annadora Müller, Verantwortliche für das Team Dementia Care bei der Spitex Knonaueramt und erzählt eine Situation beim Zähneputzen: Annadora: «So Frau M., wir sind fertig.» Kundin schelmisch: «Schon? Bei Frau General S. muss ich immer viel länger.» Für beide war klar, welche Teamkollegin Annadoras gemeint war – und wie gross die gegenseitige Zuneigung ist.

Annadora muss auch bei der Erinnerung an diese Situation noch schmunzeln. Und sie hätte noch etliche ähnliche Beispiele. Als Leiterin des Spitexzentrums in Bonstetten begleitete und gestaltete sie den Aufbau des aktuell neunköpfigen Dementia Care Teams von Anfang an mit. Das Projekt ist ein Erfolg und wird nun auf das ganze Einzugsgebiet der Spitex Knonaueramt ausgeweitet.

Vertraute Gesichter geben Sicherheit
Kontinuität – ein kleines, geschultes Pflegeteam betreut die gleichen Kundinnen und Kunden – ist in der Pflege und Betreuung wichtig, noch viel wichtiger ist sie aber im Umgang mit demenzerkrankten Menschen. «Vielleicht mögen sie sich nicht mehr an den Namen erinnern, aber sie erkennen ihnen vertraute und wohlgesinnte Personen ganz genau», sagt Annadora Müller. Sie erinnert sich: Nach einem Unfall besuchte sie eine Kundin im Spital und fand sie in einer angespannten Gesprächssituation mit der Sozialarbeiterin. Als die Kundin Annadora in der Tür entdeckte, strahlte sie übers ganze Gesicht und sagte: «Das ist eine der Meinen!». Das seien sehr schöne Momente, sie zeugten von Vertrauen in einer sehr verletzlichen Situation, so Annadora. Und sie zeigen, wie zentral der Aufbau einer Beziehung zwischen Spitex-Mitarbeitenden und ihren Kundinnen und Kunden ist.

Dieses Bild hat ein leeres Alt-Attribut. Der Dateiname ist Mueller_Annadora-1-150x150.jpg
Annadora Müller, Leiterin Team Dementia Care

Das braucht Zeit. Manchmal gehe es mehrere Wochen, bis eine neue Kundin die erste Hilfe zulasse, erzählt eine Fachfrau Gesundheit des Dementia Care Teams Bonstetten. Die meisten seien sich ihrer Krankheit nicht bewusst und lebten in einer Realität, in der sie wie bisher jeden Tag einkaufen gehen, ihre Kleider und die des Partners waschen, kochen. Oft sind nur sehr kleine Teile dieser Liste erledigt, wenn die Spitex-Mitarbeitenden ihre Einsätze beginnen.

«Eine Kundin sagte mir überzeugt, dass sie jeden Tag den Haushalt mache», erinnert Annadora sich, «ich musste mir dann eingestehen, dass sie Recht hat. Sie kämmt jeden Tag die Teppichfransen und wischt». Leider sehe man es der Wohnung nicht an. Diese Diskrepanz sei gerade für Angehörige oft schwierig zu akzeptieren. Zentral sei für Annadora, die Kundin nicht mit dem Unerledigten zu konfrontieren, das werde als Vorwurf aufgenommen und provoziere eine Abwehrhaltung gegenüber jeglicher Unterstützung. «Die Kunst der Demenzpflege ist es, in den Schuhen der Kundin zu gehen. Es braucht zu jedem Zeitpunkt Herz, Hand und Kopf. Und manchmal muss man einfach was grade stehen lassen».

Angehörige sind Teil des Pflegeteams
Die Zusammenarbeit mit den Angehörigen oder dem nächsten Umfeld wird bei der Spitex Knonaueramt generell grossgeschrieben. In der Demenzpflege geht es nicht ohne. Das Demenzteam kommt ein paar Stunden pro Tag, der Ehepartner, die Tochter oder der beste Freund sind rund um die Uhr eingebunden. «Es geht bei unserer Arbeit immer auch um die Entlastung der Nächsten», stellt Annadora klar. Meistens sind sie es, die sich bei der Spitex melden. Auch mit gewissen Erwartungen, die nicht immer erfüllbar sind. Es kann sein, dass eine Person früher jeden Tag geduscht hat, das weiterhin zu erzwingen, bringe aber nichts, so Annadora.

Die Gratwanderung zwischen allen Bedürfnissen sei anspruchsvoll, zumal Menschen mit Demenz meist keine Krankheitseinsicht haben und jeder Tag komplett anders aussehen kann, was Verfassung und Stimmung angeht. Was macht für Annadora die Arbeit im Demenzteam aus? «Die humorvollen Momente, die Feinfühligkeit der demenzerkrankten Kundinnen und Kundinnen und das Vertrauen, das mir geschenkt wird», sagt sie überzeugt.

Mehr zur Demenzpflege bei der Spitex Knonaueramt